Zeitreisen mit MOEVENTOURS

z.B. Radtour...

Der kleine MOEVEN - Ratgeber von Rostock bis Rügen

ein etwas anderer, nicht immer ganz ernst gemeinter Reiseführer

Back to the roots,

...die schönsten Strände, die geheimen Radwege durch den Darsser Urwald zum verlassenen Weststrand. Die tollsten Eisdielen. Das Fischrestaurant, wo wir am Abend vor der Währungsunion unsre letzten 20,- DDR-Mark verbraten haben... Stralsunds nicht immer auf Anhieb zu findende schöne Ecken. Die verwinkelten Gassen, verwitterten Fassaden, die alte Bäderarchitektur von unserem geliebten Saßnitz. Die Aufzählung wäre endlos...

Fernab vom Touristenboom gibt es noch Plätzchen, wo man die OSTseeküste noch genießen kann...



MECK-POM - das Land der unbegrenzten Ausflugsmöglichkeiten.

Schon Bismarck schätzte Mecklenburg sehr. Er äußerte sogar, er würde sich nach Mecklenburg zurückziehen, sollte der Weltuntergang drohen, denn in Mecklenburg würde dieser gewißlich, wie alle Entwicklungen, mit 50 Jahren Verspätung eintreten.

Diese Eigenheit Mecklenburgs hat ja auf der anderen Seite auch einiges für sich. So sind auch unschöne Entwicklungen lange an dem Land vorbeigegangen. Was aber bisher nicht war und ist, kann ja noch werden. Seit 1990 ist die vorwiegend mit Autohandel und Imbißverkauf beschäftigte einheimische Bevölkerung damit im Gange, die Rückstände aufzuholen. In Windeseile werden große Anstrengungen unternommen um Tatsachen zu schaffen. Autobahnbau und Gewerbegebiete, die wie Pilze aus dem Boden sprossen, künden vom "Aufblühen" einer Landschaft, der Fortschritt holt auch Vorpommern noch ein und Bismarck soll anscheinend nicht Recht behalten.

Woher kommt eigentlich dieser ellenlange Name??? Mecklenburg-Vorpommern!?! Nun, lieber Leser, Du weißt es. Oder? Aber wußtest Du auch, daß es um den Namen tatsächlich lange einen Riesenstreit gab nach der "Wiedervereinigung"? Und, daß es auch heute noch Querelen gibt zwischen MECK und POM?

Also wichtiger Hinweis: daß Ihr nicht mit der falschen Fahne flaggt auf dem Fischland oder auf dem Darss!!! Seht Euch bloß vor!

Die Grenze verläuft zwischen Wustrow/Althagen und Ahrenshoop. Letzteres war nämlich Pommern, was seine Bedeutung darin hatte, daß man in Preußen schon Gefahr laufen konnte, zum Militär gepreßt zu werden, während Mecklenburg ein relativ verschlafenes Ländchen war, mit eher gemütlichen Landesvätern.

Kleine Anekdote aus unserer Familie: meine Urgroßmutter, die aus Warnemünde stammte, wurde von der ganzen Familie fast verstoßen weil sie einen Pommern heiraten wollte. Einen Preußen!

1990, als die Diskussion um die Wiedereinrichtung der fünf Länder auf dem Gebiet der noch-DDR, nach dem Vorbild der alten Gliederung aus Zeiten der ehemaligen Sowjetischen Besatzungszone aufflammte, wollten doch tatsächlich viele in Vorpommern (auch gehässig Vorpolen <!> genannt) lieber zu Brandenburg (= Preußen!) gehören. Kaum zu glauben, daß sich darüber die Gemüter erhitzten. An der schon über Jahrzehnte vergessenen Grenze wurde plötzlich geflaggt. Die Jüngeren mußten erstmal alte Schulatlanten aus der Kaiserzeit bemühen, um zu gucken, ob ihr Dorf nun schon in Pommern lag, oder noch in Mecklenburg. Und dann wurden die Fahnen gehißt. Rot-Gelb-Blau, mit oder ohne Ossenkopp in MECK, und Blau-Weiß, mit oder ohne roten Greif in POM.

Da gab es sogar Witzeleien wie diese: Mecklenburg gehört zu den Siegermächten des II. Weltkrieges. Pommern ist untergegangen und wurde unter Polen und Mecklenburg aufgeteilt.

Oder: Bei McDonalds: "Einen Mecklenburger bitte!" Rückfrage: "Mit oder ohne Pommern?"

Vorpommern war ja auch mal längere Zeit schwedisch. Daher kommt die Bezeichnung Südschweden... Aber das ist eine andere Geschichte.
 

So, in Warnemünde soll es losgehen...

Zitat aus einem Prospect von 1902:

"Warnemünde. Klimatischer Kurort. Der heilende Einfluss des Ostseeklimas für körperlich und geistig angegriffene, für schwache und nervöse Personen, besonders junge Damen, und die stärkende Wirkung des Aufenthaltes - vorzüglich auch im Winter - an der Ostsee sind durch ärztliche Autoritäten anerkannt. ..."

"Eine Reihe gut empfohlener Privat - Pensionate - besonders für Damen - bieten zweckentsprechenden, nicht theuren Aufenthalt."

Warnemünde ist Vorort von Rostock, wurde schon 1326 von der Stadt gekauft und seitdem bevormundet und unterdrückt. Die Bewohner fristeten bis ins letzte Jahrhundert ein armseliges Leben als Fischer oder Lotsen. Ein anderes Gewerbe durften sie gemäß Gesetz nicht ausüben. Kein Schiff, das die Warnow ansteuerte, durfte je in Warnemünde Ladung löschen (außer den Fischerbooten).

Warnemünde entwickelte sich in der 2. Hälfte des letzten Jahrhunderts zu einem der bedeutendsten und am besten besuchten Seebäder Deutschlands. Nicht zuletzt die gute Eisenbahnanbindung an Berlin ab 1886 über Rostock trug zu seiner Beliebtheit bei. Ähnlich, wie auf Usedom, das ja wegen seiner Beliebtheit bei Badegästen aus preußischen Hauptstadt auch als "Badewanne der Berliner" bezeichnet wurde, kamen auch nach Warnemünde die meisten Sommerfrischler aus der nur ca. 3 Eisenbahnstunden entfernten Metropole. Bei den Warnemündern wurden deshalb Badegäste ganz allgemein schon als "Berliner" bezeichnet, synonym für Fremde... (Übrigens gab es in den 30-er Jahren noch bedeutend schnellere Direktverbindungen, die auch einen Wochenendkurzaufenthalt im beliebten Seebad lohnenswert machten. Das hat die Reichsbahn in der DDR mit über 3 ½ h Fahrzeit nie wieder erreicht...)

Ab 1903, nach der Eröffnung der Eisenbahnfährverbindung nach Gedser / Dänemark wurde der Badeort, der nun an der regelmäßigen Direktverbindung Berlin - Kopenhagen lag, noch bekannter. 1905 kamen 20000 Badegäste! Das war schon sehr viel, denn der Ort zählte zu dieser Zeit nur 4200 Einwohner.

Alexandrinenstrasse. Das war früher die hintere Häuserzeile, 2 gab es nur, parallel zum Strom, der Warnowmündung. Entsprechend hießen sie Vörderreeg und Achterreeg. Im "Rostocker Ende" der Gasse, Hausnummer weiß ich nicht, ich könnte es Euch nur so zeigen, wohnt meine "Ururgroßtante" in einem richtigen alten Fischerhaus mit Holzveranda, d.h. einem "Warnemünder Glaskasten". Die Tante ist nur über zehn Ecken noch irgendwie verwandt mit uns. Aus dem Hause stammte nämlich meine Urgroßmutter, die nach Pommern geheiratet hat und aus Warnemünde fortging. Warnemünde ist für mich in der Erinnerung immer mit dem moderig-muffigen Geruch der alten Fischerhäuser verbunden. Ihr müßtet da mal reingehen. Die niedrigen Zimmer, buckelige schiefe Wände, knarrende alte Treppenstufen - alles irgendwie trotzdem ganz gemütlich. In den Fenstern steht ne Menge Tünnef und Pröhl. Ist irgendwie sehr düster. Die Holzvorbauten nehmen noch mehr Licht, ohnehin sind die Fenster sehr klein und lassen nicht viel Licht in die "Gute Stube". Ich kann mich noch erinnern, wie wir dort bei ganz alten Leutchen zu Besuch waren, in ein sonst fast unbenutztes Zimmer gegangen sind, das merkte man als Kind, und daß ein alter Opa ganz viel Pfeife geraucht hat, während die anderen Großen über langweilige Sachen geredet haben. Wie man das als Kind so empfindet! Was gäbe ich heute drum, wenn ich den Alten noch einmal lauschen könnte. Einer war Lotse, Onkel Daniel. Was hätte der zu erzählen!

Ebenfalls in der Alexandrinenstrasse befindet sich (ein paar Häuser weiter) das Heimatmuseum. Lohnt sich!

Vielleicht geht Ihr mal über die Bahnhofsbrücke, dann gleich links in den Fischereihafen, wo frischer Fisch angelandet wird, oder weiter zum Yachthafen. Wen es interessiert, dem würde ich die alte Ostmole der Ur-Warnowmündung zeigen. Die Hafeneinfahrt von Warnemünde wurde so oft umgebaut wie kein anderer deutscher Hafen. (Die Mittelmole ist mittlerweile verschwunden.)

Interessant ist der Leuchtturm von 1896, der auch bis zur unteren Ebene bestiegen werden kann, der Blick lohnt sich! Das Hotel Behrend, die Fassade ist so rekonstruiert, daß Dach und äußerer Anblick wie vor hundert Jahren sind, oben aber ein Dachgarten eingebaut wurde. Die Strandpromenade war bis letztes Jahr noch so erhalten wie sie seit den 30-er Jahren ausgesehen hatte. Im letzten Sommer wurden ein paar Häuser abgerissen, ich fürchte fast, daß da jetzt ein paar größere Brocken reingeknallt werden könnten, die dann die Silhouette sprengen. Bisher war die einzige "Schandtat" das Hotel Neptun, in den 70-ern von den Schweden erbaut. Gleich daneben ist ein ganz nettes kleines interessantes "Kurhaus" aus der Bauhaus - Zeit. Nun schlendert und genießt Warnemünde. An Wochenenden ist es nicht auszuhalten, denn zu den Touristen kommen tausende Tagesausflügler aus Rostock dazu...

Wenn Ihr die Flucht ergreift und Eure Radtour eigentlich beginnt, geht es erstmal ein Stück hinter den Dünen auf einer schmalen Landzunge zwiscehn Meer und Breitling entlang. Links ist ein schöner "FKK-Strand". Anmerkung: fast überall ist FKK. Dort, wo Badeorte sind, gibt es Textilstrandzonen, sonst hatte es sich in der DDR dazu entwickelt, daß es jeder so gehalten hat, wie er wollte. Und im kalten Ostseewasser ist es nackt nun mal angenehmer. Seit der Wiedervereinigung kamen mehr und mehr Touris, die z.T. teil ganz empört waren und die Tendenz war wieder rückläufig, bzw. an vielen Stränden mehr gemischt, z.B. auch am ausgeschilderten FKK-Strand jetzt vermehrt Textilis...

Markgafenheide hat einen großen Zeltplatz und ist eher zu fliehen. Schön wäre es am Strand entlang, immer am Wasser lang, nach Graal-Müritz. Wäre auch der kürzeste Weg. Ist vielleicht aber zu beschwerlich mit den Jungs? Hinter den Dünen kann ich mich an keinen durchgehenden Weg erinnern. Weiter hinten im Wald gibt es Wege, aber es könnte eine Sucherei werden. Früher war auch viel Armee in der Rostocker Heide, wie das jetzt ist weiß ich nicht. Irgendwie kommt Ihr nach Graal-Müritz. Schöne lange Seebrücke! Rundherum Imbiß und Eis usw. Dieser Ort hat nie zu den mondänen Seebädern gehört, war immer einer der beschaulicheren, leiseren Orte, dafür ein schöner Strand, Wald und Erholung pur. Von Graal-Müritz gibt es Wege hinter den Dünen und auch durch den Wald nach Dierhagen. Eventuell könnte man auch über Klockenhagen einen Umweg machen, dort ist ein Freilichtmuseum mit einer Anzahl schöner alter Bauernhöfe.

In Neuhaus ist direkt am Strand ein altes Hotel mit Restaurantbetrieb. Weiter geht es nach Dierhagen, besonders der alte Dorfkern am Bodden ist schön.

Von nun an geht es auf dem schmalen, teilweise nur wenige 100-Meter breiten Fischland weiter. Wustrow ist ein altes Fischerdorf, viele Seefahrer kamen von hier, die für Rostocker und vor allem später andere Schiffer fuhren. Es war für viele olle Kapitäne Alterswohnsitz. Ein tolles Dorf, an der Ostsee gibt es eine Seebrücke. Wiederum die Boddenseite ist die schönere, hier ist auch ein kleiner Hafen. Auf der Boddenseite sind die Orte Wustrow, Niehagen und Althagen fast zusammengewachsen, schöne Fischerhäuser und später gebaute "Datschen". Hier ist es windgeschützter und ganz gut zu fahren.

An der Ostseeseite ist ein interessantes Hochufer mit Kliffranddünen. Kurz vor Ahrenshoop bitte Pässe bereithalten!, Ihr überschreitet eine Landesgrenze. Nur ehemalige. Wie schon gesagt. Ich denke Ihr werdet auf beiden Seiten jede Menge Fahnen flattern sehen.

Ahrenshoop war um die Jahrhundertwende herum eine wichtige Künstlerkolonie (ähnlich wie in Worpswede), wo die Impressionisten oder entsprechend angehauchte Maler emsig bei der Arbeit waren. Das auf beiden Seiten von Wasser umspülte Land mit einigen Hügeln bietet sich geradezu an... Zu DDR - Zeiten wurde es "Erholungsort der Werktätigen", vor allem aber der Bonzen, denn in Ahrenshoop eine Urlaubsplatz zu bekommen war begehrt und sehr schwer. Glücklich, wer hier seine Datscha hatte. 


Weiter radelt Ihr an den schönsten Abschnitt der deutschen Ostseeküste, den Darsser Weststrand. (Schöner ist es nur noch im heutigen Polen.) Der Strand wird hier jetzt immer wilder und naturbelassener. Dann kommt man an einen entlegeneren Strand, da ist alles ursprünglich, an Wochentagen oder in der Vor- und Nachsaison auch ganz einsam und verlassen. Die ewig von Westen heranrollende See bricht Ufer ab und reißt bei Sturm Meter um Meter des Strandes fort. Nimmt den Sand mit, es gibt immer herrliche Sandbänke. Und lagert den Sand dann an der Spitze, am Darsser Ort ab. Ihr gelangt entweder direkt am Strand entlang hin, oder, wieder hinter den Dünen, durch den Wald. Vorsicht: Mücken. Im Darsser Urwald sieht man immer wieder folgende streifige Gliederung: Düne, trockener Boden, Kiefernbestand, dann Niederung, feuchter sumpfig-mooriger Boden und Buchen, Birken, viele Farne. Dann wieder heideartige Vegetation auf den trockenen ehemaligen Dünen. Wen es interessiert, wie diese Gliederung zustandegekommen ist, wie der Darss allmählich nach Nordosten in die Ostsee hineinwächst, der kann am Darsser Leuchtturm die kleine Nationalparkausstellung besuchen. Wenn man ins Cafe will, muß man auch Eintritt fürs Museum bezahlen. Kurz vor dem Leuchtturm sind mehrere Strandseen, direkt hinter der Düne gelegene, abgeschnittene ehemalige Buchten hinter angeschwemmten Sandhaken.

Prerow ist ein sehr zerwürfelter Ferienort, die einzelnen Häuserzeilen liegen jeweils auf den Dünen, wegen des Hochwasserschutzes. Es gibt ein schönes Darssmuseum hier. Einen großen Zeltplatz, wo man (zumindest früher) auch in den Dünen und am Strand zelten durfte. Der hatte auch eine FKK - Abteilung, was ich mir nicht so schön vorstelle, wenn man dann nackt zwischen den Campingtischen steht und auf Propangas kocht usw. ?!?

Prerow und Zingst haben auch ihre Seebrücken. Dampferverkehr sollte wiederbelebt werden zwischen den Seebädern, bisher sah es aber noch nicht gut aus damit. Vielleicht ist das jetzt ja anders.

Der Strand zwischen P. und Z. ist sehr schön, das Wasser erfahrungsgemäß sehr sauber, aber im allgemeinen kälter als an anderen Stränden. Was wohl mit den Strömungen zusammenhängt. An Wochenenden ist es sehr voll. Die Straße hinter den Deichen mit Autos verstopft, Parkplätze teuer. Mit dem Rad kann man gut auf dem Deichweg langfahren nach Zingst.

Hier ist vieles neu gebaut worden, das meiste kenne ich auch noch nicht. Wenn man der Hauptstrasse Richtung Bodden (nach rechts) folgt, kommt bald wieder rechts das "Gastmahl des Meeres", eine Fischgaststätte, wo man früher sehr gut (und billig) speisen konnte. Am 30.06.90 habe ich hier zum letzten Mal mit DDR-Aluchips bezahlt. Vom Ort selbst weiß ich nicht so viel zu berichten. Er war als Ferienort immer sehr beliebt zu DDR-Zeiten und auch später. Von Stralsund aus ist es der am schnellsten zu erreichende und der schönste Strand.

Weiter auf die Landspitze des Zingst, nach Osten, geht es zu einem Naturschutzgebiet mit hohen Dünen (Pramort) und einem wunderschönen, verlassenen Naturstrand, an den man leider aus Naturschutzgründen nicht mehr darf. Früher war hier ein Schießplatz, das Gelände deshalb auch nicht zugänglich. Nur in der gesetzlosen Zeit nach der Wende konnte man wirklich praktisch überallhin.

Die Radtour führt weiter über den Bodden, über die Meiningenbrücke. Eine ehemalige Eisenbahnbrücke, vor dem Krieg fuhr die Bahn bis Prerow. (Die Schienen haben die Russen 45 als Reparation aufgenommen und nach Rußland verschickt. einige Bahnlinien in der SBZ fielen dem zum Opfer, manche, z.B. die Bahnlinie Rostock - Schwan, Teil der Strecke nach Berlin, mußten später erst wieder neugebaut werden!)

Das nächste Dorf, Pruchten, hat ganz schöne alte Reetdachhäuser. Es gibt einen kleine Eisstand mit ganz gutem Eis, an dem kommt Ihr unweigerlich vorbei. (In Fahrtrichtung links.)

Barth ist ein verschlafenes kleines Städtchen, hatte mal einen schönen Hafen und eine immer noch ganz interessante gotische Kirche. Die zeigt an, daß es im Mittelalter eine nicht so unbedeutende Stadt war. Ihr kommt durch ein schönes altes Stadttor rein. Aus der Stadt heraus nach Stralsund folgt Ihr am besten der wunderschönen Alleenstrasse Richtung Flemendorf, Groß Kordshagen, solltet dann in Duvendieck nach links Richtung Krönnevitz abbiegen, nicht nach Niepars und dann auf der B 105 fahren. (Ätzender Verkehr!) über Preetz, Schmedshagen kommt ihr besser nach Stralsund, von Norden herein, Knieper Nord, dann haltet Euch links, Richtung Sund. 


Ich würde Euch natürlich zeigen in welchem Musterbeispiel sozialistischer Neubaukultur ich 5 Jahre gewohnt habe. Aber erspart es Euch lieber. Trostlos, dieses "Knieper West".

Unterwegs seid Ihr dann irgendwie auch am KH "Am Sund" vorbeigekommen. Sehr schön gelegen und architektonisch ein Kostbarkeit.

Die Sundpromenade geht bis zur Altstadt, Blick auf den Sund, nach Rügen, auf Altefähr. Die Stralsunder Altstadt hat viel zu bieten, unbedingt: Hafen, Johanniskloster, Markt mit Rathaus, Rathausdurchgang, Nikolaikirche (wennn möglich mal reingehen, ist selten zu besichtigen!!!) ansehen. Der Ratskeller ist frisch restauriert. Das Meeresmuseum hat ein tolles Aquarium! Ist in einer ehemaligen Klosterkirche ins Kirchenschiff eingebaut. Ganz interessant. U. a. ist ein riesiges Finnwalskelett zu bestaunen!

Über Stralsund alleine könnte man ein ganzes Buch schreiben. (Haben ja auch zig Leute schon getan.) Ganz toll ist noch mal der Blick zurück vom Rügendamm, oder am besten von Altefähr aus. Vielleicht könnt ihr ja mit dem Dampfer rüberfahren. Bis ich aus Stralsund weg bin, fuhr die Fähre noch stündlich.

Der Rügendamm ist auch eine Sehenswürdigkeit für sich. In den 30-er Jahren war es die längste Brücke Europas. Auf dem Dänholm, der kleinen zwischengelagerten Insel war seit eh und jeh Militär. Gegenüber die Volkswerft, die jetzt ab und zu die Straße für Autos sperrt auf den Rügendamm, aus Protest gegen die drohende Schließung. (Vulkan... ausbruch...)

Auf Rügen angekommen befindet Ihr Euch auf einem kleinen Landschaftsmodell, das alle typischen Formen norddeutscher Landschaft irgendwo bereithält. Ihr findet hier alles, vom Torfmoor bis zur felsigen Kreideküste. Die ganze "glaziale Serie", erinnerst Du Dich noch Grundmoräne, Endmöräne, Sander, Urstromtal... Sandige Buchten mit dem wärmsten Badewasser, das die Ostsee zu bieten hat (Tromper Wiek, Prorer Wiek, Thiessow). Rauhe stürmische Kliffküste (Nordküste Dranske, Bakenberg). Ich muß mich kurz fassen, Alles könnt Ihr so und so nicht erradeln. Kap Arkona und Vitt (ein kleines Fischerdorf) sind auch schön und sehenswert, aber total überlaufen im Sommer.

Was schon eher im Rahmen des Machbaren und sehr lohnernswert ist: eine Fahrt nach Saßnitz und zu den Kreidefelsen. Der ältere Teil der Stadt findet sich erst nach einigem Suchen, wenn man durch den ganzen Ort durch ist und sich weiter unten hält, in Richtung Hafen. Der ist auch ganz stimmungsvoll, dort liegen viele alte verrostete und gespenstisch anmutende Stahlkutter aus den 50-er Jahren, als der Fischfang noch blühte. Die Mole ist über einen Kilometer lang und hat einen schönes nostalgisches Türmchen als Molenkopf.

Die Saßnitzer Altstadt hat einen morbiden Charme, so vergammelt und verottet die Häuser z.T. auch sind, ein Hauch von Jahrhundertwende weht noch durch die alten Gassen. An vielen Häusern findet sich noch Reklame anno 1910. Durch die Häuserschluchten öffnet sich mancher Blick auf die Prorer Wiek und das gegenüberliegende Ufer der Granitz. Steile Treppen und enge Stiegen führen hinuter zur Uferpromenade. Dort gibt es auch eine kleine Seebrücke. Und es ist zu hoffen, daß die schönen alten Villen erhalten bleiben. (Die Altstadt steht unter Denkmalschutz.)

Am Ufer führt ein relativ beschwerlicher (weil sehr steiniger) Weg zum Königstuhl, man findet viele interessante Versteinerungen, die in der Kreide eingelagert sind. Donnerkeile und, wenn man Glück hat, Seeigel u.a.m. Auch oben auf dem Kliff kann man laufen, z.B. eine Strecke oben hin unten zurück oder umgekehrt.

Auf Stubbenkammer ist viel Betrieb, die Autoausflügler nahen und verursachen Schrecken und Graus. Zu empfehlen ist etwas abseits in Richtung Saßnitz, d.h. vom Königstuhl (wo man übrigens auch Eintritt bezahlen muß) nach rechts am Kliff entlang den kurzen Weg zur Viktoria-Sicht zu gehen. Das ist den meisten schon zu weit, bzw. sie wissen es nicht, man ist fast alleine und hat einen noch viel schöneren Blick.


Die südliche Strecke vom Rügendamm über die Dörfer... , es gibt so hübsche kleine Einzelheiten, mit Holzschindeln gedeckte Dorfkirchen u. ä. Um Garz herum ist aber dann nicht viel los. Die Landschaft ist überall schön, Baumalleen und verlassene Feldwege, Mohn und Kornblumen, Lerchengezwitscher.

Garz ist ein eher langweiliges Ackerbürgerstädtchen. Ich weiß nicht, ob ich Euch den Umweg über Groß-Schoritz und die kleinen Dörfer am Rügischen Bodden nach Neukamp empfehlen soll. Ruhiger wäre es allemal, aber eben auch weiter. Bei Schabernack bzw. dorthin ist es ein ziemlicher Umweg. Der Name kommt also nicht von ungefähr. Der Weg nach Lauterbach ist dann wieder sehr schön. Der Ort auch. Von hier gibts Schiffstouren zur Insel Vilm. Ehemals DDR-Regierungsinsel, Honnis Urlaubszuflucht, abgeschirmt gegen lästige Bürger.

Putbus ist sehr schön. Ein geplant angelegtes, klassizistisch errichtetes Residenzstädtchen, Sitz der Fürsten von Rügen. Weiße Häuser inmitten dunkelgrüner Buchen, die beiden dominierenden Farben, sieht vom Turm des Jagdschloß Granitz (welches Ihr in jedem Falle unbedingt besuchen MÜSST!) sehr schön aus. In Vilmnitz, das übernächste Dorf nach Putbus in Richtung Sellin / Granitz, gibt es einen sehr malerischen Friedhof mit Dorfkirche.

Andererseits gehts von Putbus weiter am besten südlich über Lauterbach, dann in östlicher Richtung immer in Sichtweite des Boddens, z.T. dicht am Ufer entlang, über Muglitz Ort nach Gr. Stresow. Von hier führen mehrere Wege durch den Buchenwald Richtung Lancken-Granitz. Unterwegs kommt man mehrmals an Gruppen von Großsteingräbern vorbei. Die größte davon, sechs Großsteingräber in einer Kette, ist schon ziemlich dicht in der Nähe der Straße B 196 gelegen. Von den Großsteingräbern in südlicher Richtung geht es nach Neu Reddevitz und an den Gobbiner Haken (ist sozusagen eine Sackgasse, lohnt aber für den, der den Blick genießen will). Von den Hügeln hat man herrliche Blicke auf Bodden und Having. Gegenüber auf der anderen Seite der Having liegt die Spitze des Reddevitzer Höft. Im Frühjahr faszinieren das noch junge Hellgrün der Buchenbestände, überall in der Landschaft die Obstblüte, die zarten weißen und hellrosa Tupfer der Schlehenblüte und anderer Sträucher. Der Boden des Buchenwaldes ist mit Buschwindröschen übersäht. Später im Sommer sind die Wälder dunkelgrün und düster, dominieren das Gelb der Ginsterbüsche, das Ährengold der Getreidefelder.

Noch mal kurz zusammengefaßt:

Von Lauterbach führt in Richtung Osten am Badehaus vorbei in Ufernähe ein Wanderweg zum Muglitzer Ort. An einzelnen Gehöften vorbei immer am Feldrand Richtung Groß Stresow. Dort eventuelle Rast möglich: Eis, Getränke. Weiter Richtung Nordost durch ein schönes Waldstück zu den Großsteingräbern. Der Weg findet sich fast von allein, so daß er nicht weiter beschrieben zu werden braucht. Kaum Gefahr sich zu verfahren, da der Bodden meist in Sichtweite.

(Von Lauterbach auf beschriebener Strecke mit Kind bei langsamem Tempo mit häufiger Rast ca. 2 Stunden bis zu den Großsteingräbern (ca. 9-10 km), 2 1/2 h bis Neu Reddevitz (ca. 12-13 km). Weg meist gut befahrbar. Allerdings einzelne kurze Abschnitte mit Huckeln, Steinen. Ein schmales Stück an etwa 2 m hohem Steilufer bald hinter Lauterbach, hier besonders aufpassen auf die Kinder! Nur kurze Sandstrecken, man ist kaum mal gezwungen zu schieben, auch für Kinder meist problemlos zu schaffen. Nur selten Steigungen, die Kindern zu schaffen machen. Kaum Autoverkehr, nur in der Nähe der Gräber und auf der Straße Lancken-Granitz - Neu Reddevitz. (Die Straße von Putbus über Vilmnitz zur B 196, Lancken-Granitz, ist bewußt zu meiden! Einmal wegen des furchtbaren Kopfsteinpflasters und der Fahrbahnschäden auf den kurzen Asphaltabschnitten. Zum anderen wegen des zunehmenden Autoverkehrs, wird doch die Strecke immer mehr zum Rallyebereich für bekloppte Manta und GTI, die auch die Schlaglöcher nicht scheuen!.)

Von den Großsteingräbern zweigen Wege ab: links Pflasterstraße zur B 196, geradeaus Lancken-Granitz, schräg rechts, d.h. nach Osten Preetz, nach rechts, d.h. nach Süden Dummertevitz, Neu Reddevitz. Weiter geht es über Preetz, Seedorf nach Moritzdorf, zwischendurch ist es teilweise etwas beschwerlich, Sand. Hier ist auf dem Hügel versteckt eine wunderschöne Gaststätte, die Moritzburg, man kann herrlich draußen sitzen und hat eine wunderbare Aussicht. Dann mit der Fähre über den Kanal des Selliner Sees, auf dem anderen Ufer noch ein kurzes Stück weiter ist schonn Baabe.

Man könnte auch mit der "Rügener Kleinbahn" (RüKB) von Putbus über Binz nach Sellin, Baabe, Göhren fahren. Der "Rasende Roland" wurde aus der Deutschen Reichsbahn herausgelöst, wie die Fahrpreise, Fahrradmitnahmemöglichkeit, Fahrpläne jetzt sind weiß ich nicht. Früher fuhren alle Nas lang Züge.

Die Granitz ist ein schöner alter Buchenbestand mit Steilufern im Norden und Nordosten, geht im Westen und Süden in Weiden und Ackerland über. Das Jagdschloß ist eigentlich ein Muß. Vom Turm aus, den zu besteigen ich dringend empfehle, hat man den schönsten Blick über die ganze Insel. Bei schönem Wetter bis Kap Arkona, Stubbenkammer, Saßnitz, nach Süden bis Lubmin (ehem. Atomkraftwerk), Usedom, bei guter Sicht sogar bis Wolin (Polen). Auf der Ostsee sieht man die kleine Greifswalder Oie. Und nicht zuletzt breitet sich das ganze Mönchsgut mit seiner stark gegliederten Struktur vor einem aus.

Binz ist schön, hat eine lange lange Promenade. Besonders der zum Granitzwald hin gelegene ältere Teil hat seinen Reiz. Alte Bäderarchitektur. Seebrücke.

Prora ist schaurig - beeindruckend, nicht schön, aber lohnenswert, es anzusehen. Hier sollte kurz vor dem Krieg noch das größte Erholungszentrum aller Zeiten für die KdF-Organisation erbaut werden. Die Anlagen wurden nicht fertig. Reste der alten Gebäude, z. T. halb gesprengt, z. T. in den 50-er Jahren für die NVA ausgebaut und als Kasernen benutzt veranschaulichen einem die Dimensionen des Nazi-Größenwahns. 6 km lang sind die Fassaden der Gebäude, 20000 Volksgenossen sollten sich hier pro Durchgang erholen. Sogar eine U-Bahn zum zentralen Festgebäude war geplant, Appellplatz und alles Pipapo.

Sellin mag ich wegen seiner schönen Lage am Wald und der Wilhelmstrasse besonders gern. Ein Besuch in der russischen Teestube bei Tatjana Kuhlbrodt lohnt sich. Die Seebrücke ist über eine steile Treppe vom Hochufer zu erreichen, später soll da wieder ein Pavillion rauf, wie in alten Zeiten.

Reddevitzer Höft ist für seine im Hochsommer blühenden Ginsterhecken berühmt.

Groß Zicker ist eine einmalig schöne Heidelandschaft, Ihr müßt mal da raufsteigen auf die Hügel und die Aussicht genießen. An lauen Sommerabenden kann man stundenlang dort sitzen und den Sonnenuntergang und die Sterne betrachten.

Seebrücken gibt es außer in Binz und Sellin auch in Göhren.

Alles weitere werdet Ihr so nebenbei entdecken, vielleicht sogar vieles, was ich gar nicht kenne, worauf ich noch nie aufmerksam geworden bin. Mit Sicherheit sind Südrügen mit Mönchsgut und Granitz der schönste Teil Rügens!

(gekürzt aus einem MOEVEN-PROSPEKT von 1996)